Nun ist es seit 2017 bereits der vierte Band an Aphorismen, die Mirwald zuerst in Handschrift und darunter in gesetztem Druck Seite für Seite präsentiert. Wie es der Sinn von Aphorismen ist, kommt Wesentliches zutage, Lebensphilosophie, – weisheit, gepaart mit Deutlichkeit und Klarheit und Feinsinnigkeit.

Es geht dem in Vorarlberg geborenen Autor um nichts weniger als das sinnerfüllte Leben:

 

Wer sich lebenslang

kurzweiligen Vergnügungen hinzugeben pflegt,

darf keine lang währende Erfüllung erwarten. (#155)

 

Für jeden hat er sinnvolle Ratschläge zu vielen Lebenssituationen parat:

 

Wer sich als Opfer der Umstände sieht,

gibt gleichsam jede Chance auf,

diese zum eigenen Vorteil zu nutzen. (#172)

 

Mein Lieblingszitat:

 

Wer über das Schreiben schreibt,

denkt unweigerlich über das Denken nach. (#189)

 

Wie kommt ein 40-jähriger Autor dazu, nur in Aphorismen zu uns zu sprechen? Er interessiert sich für den Menschen an und für sich: Wie funktioniert der sozialisierte Mensch im Miteinander – bzw. wie funktioniert er nicht? Und diese Problematik bedarf des Ratschlages, des Nachdenkens und vor allem des Veränderns.

Und dazu dienen seine Sprüche. Sie kommen nicht so platt einher wie Kalendersprüche oder die üblichen Sinnsprüche, obwohl natürlich der Sinn Mirwalds Markenzeichen ist, das er sich auf die Fahne geheftet hat.

Er ist ein Philosoph und hat den Blick auf das Wesentliche gerichtet. Er hilft mir, das „Erkenne dich selbst” vor Augen zu haben. Er gehört zu den „sapere aude” – Denkern und Vordenkern und ich muss seine Botschaften nur mehr nachvollziehen und ausführen. Anscheinend ist das schwer genug. Daher muss ich stückchenweise immer wieder seine Aussprüche lesen – immer wieder… dafür brauche ich keine Zitate von Marie von Ebner-Eschenbach mehr.

 

Eva Riebler

Quelle:

Riebler, Eva (Hrsg.) (2022): Unter Wolken. Etcetera Heft 90. Literarische Gesellschaft St. Pölten, St. Pölten.

www.litges.at