Eine leise Ahnung von etwas Neuem erfasst mich tatsächlich, als ich das Buch zum ersten Mal in Händen halte. Hochwertig fasst es sich an und das Farbkonzept mitsamt dunkelgrauem Vorsatzpapier und gleichfarbigem Lesebändchen harmoniert perfekt mit dem auberginefarbenen matten Buchcover. Auf dem matt satinierten Sonderpapier befindet sich auf jeder zweiten Seite ein in schwarzer Handschrift verfasster Aphorismus, der darunter gleich nochmal in Druckschrift zu lesen ist. Diese Dopplung finde ich ungewöhnlich, aber auch sehr ansprechend. Denn drum herum ist weißer Leerraum, der nicht nur dem Text genug Platz lässt, sondern auch ohne Ablenkung den Gedanken der Lesenden Raum zur Entfaltung gibt.

Ich blättere zunächst ein wenig darin herum, lese hier und da rein und freue mich darüber, auf dieses Buch gestoßen zu sein. Es ist der bereits vierte Band aus der Reihe „Wesentliches in wenigen Worten“ – und genau zu dem, was dieser Reihentitel verheißt, habe ich große Lust. Dieser Tage wird in der Politik zu vieles in die Welt hinausposaunt und dann wieder zurückgenommen. Mir steht der Sinn nach etwas Bodenständigem, nach etwas Verlässlichem und auch nach etwas Besonderem. Für Letzteres nehme ich mir Auszeiten, in denen ich mich ganz bewusst aus der Welt der Notbremsen, Beschränkungen und Sonderregelungen herauswinde. Markus Mirwalds Aphorismen haben mich dabei ein Stück weit begleitet, wenn ich mich mit einem leckeren Heißgetränk in meinen Lesesessel zurückgezogen habe und mit Aphorismen, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen, meine Gedankenwelt mit anderen Inhalten gefüllt habe.

Gern habe ich in der Vergangenheit meine Fotografien gelegentlich mit Aphorismen versehen und in diesem Jahr begleitet mich sogar ein Abreißkalender, der mich jeden Tag mit einem neuen Ausspruch einer meist bekannten Persönlichkeit versorgt. Das ist oftmals amüsant, manchem stimme ich insgeheim zu, aber manchem widerspreche ich auch, weil es eben nicht dem entspricht, was ich in meinem bisherigen Leben kennen gelernt habe. Markus Mirwalds Aphorismen treffen hingegen genau meinen Nerv. Ich kann nachvollziehen was er meint, ohne dass der Ausdruck plump oder banal wäre. Und ich kann ihm tatsächlich innerlich in Vielem beipflichten.

 

„Manch einer begreift erst im Rückblick:

Wir sind selbst dafür verantwortlich

mit welcher Perspektive wir in die Welt blicken.“

 

Man merkt, dass der 1982 geborene Autor Lebenserfahrung hat. Er wurde zunächst von Abenteuern in Büchern und schließlich von der weiten Welt angezogen: Nach Reisen durch Europa und Südamerika folgten Aufenthalte in Afrika, im Nahen Osten und ein Jahr in Nordamerika. Angeregt durch diese Erfahrungen begann er, sich mit dem Wesen des Mensch-Seins und des sozialen Miteinanders zu beschäftigen. Dieses Interesse mündete im Studium der Soziologie und dem Aufbau eines Cohousing-Projekts in der Nähe von Wien. Sein Schreiben folgt dem Gedanken: Verändern wir unseren Alltag, wandelt sich unser ganzes Leben. Ich selbst würde sogar noch weiter gehen: Verändern wir unser Denken, wandelt sich unser ganzes Leben.

Mir gefällt Markus Mirwalds „Wesentliches in wenigen Worten“. Es ist eine willkommene Einladung zum Innehalten und auf sich wirken lassen und sicherlich auch eine schöne Geschenkidee um lieben Menschen eine Freude zu machen.

 

Yvonne Nehrkorn